Der Kampf ums Weiße Haus steht vor einer Entscheidung.
(Foto: AP)
In einem wahren Wahlkrimi steht Joe Biden kurz vor der Ziellinie – doch entschieden ist das Rennen immer noch nicht. Nach seinem Triumph in Michigan und Wisconsin am Mittwochabend trennen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten nur noch die Stimmen weniger Wahlleute vom Einzug ins Weiße Haus – zumindest nach den Erwartungen von AP und Fox. Sie sehen Biden in Arizona vorn, womit der Kandidat der Demokraten nur noch einen weiteren der noch offenen Staaten für sich entscheiden müsste. Für andere große US-Medien wie CNN ist das Rennen um Arizona dagegen noch offen, auch wenn der Demokrat dort mit knapp 70.000 Stimmen führt. Damit wäre der Weg für Biden noch ein wenig weiter. Die wichtigsten Punkte:
Joe Biden hat gute Chancen
Im Kopf-an-Kopf-Rennen bei der US-Präsidentschaftswahl ist Biden einem Sieg näher gekommen. In dem besonders wichtigen Bundesstaat Pennsylvania (20 Wahlleute) machte er in der Nacht auf Freitag deutlich Boden auf den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump gut. In Georgia (16 Wahlleute) zog Biden dem Datenanbieter Edison Research zufolge sogar faktisch mit Trump gleich. Dieser rückte seinerseits in Arizona (11 Wahlleute) näher an Biden heran. Den meisten Zählungen zufolge hat Biden 253 Wahlleute sicher und Trump 214. Benötigt für einen Sieg werden 270.
Warten auf Nevada
Im Bundesstaat Nevada, der die US-Präsidentenwahl entscheiden könnte, liegt Biden nach dem Stand von Donnerstag knapp 12.000 Stimmen vor Trump. Erst am Freitagabend deutscher Zeit soll es wieder frische Informationen zum Stand der Auszählung geben. Die Behörden verwiesen am Mittwoch (Ortszeit) darauf, dass noch rechtzeitig per Post verschickte Stimmzettel gültig seien, die bis zum späten Nachmittag am 10. November eintreffen. Updates zum Stand des Rennens solle es täglich um neun Uhr Ortszeit (18 Uhr MEZ) geben.
Auszählung in Arizona
Für AP und Fox ist klar: Joe Biden gewinnt die Stimmen der Wahlleute aus Arizona. CNN und ABC etwa sind sich noch nicht sicher und geben noch keine definitive Prognose ab. Derzeit stehen die Ergebnisse aus einigen Countys aus.
Die Entscheidung von AP und Fox spricht stark für Biden, denn diese Prognosen („Calls“) werden nur ausgesprochen, wenn die Wahlexperten für den Kontrahenten keine Chance mehr sehen. Doch auch das ist keine Garantie für Biden und die Demokraten.
Georgia wieder im Rennen
Viele Republikaner rechnen fest mit Siegen in Georgia und Pennsylvania. Die aktuelle Entwicklung in Georgia dürfte dem Trump-Team allerdings nicht gefallen: Der Vorsprung des amtierenden Präsidenten schrumpft immer weiter und ist derzeit auf unter 2.000 Stimmen gesunken. Die noch ungezählten Stimmen kommen mit leichtem Vorteil aus Countys, die eher demokratisch abgestimmt haben könnten.
Statistiker sehen Biden-Chance in Pennsylvania
Noch führt Trump laut CNN mit rund 26.000 Stimmen in Pennsylvania. Doch dort müssen noch sehr vielen Stimmen, die per Briefwahl angekommen sind, gezählt werden. Und sie stammen aus Regionen, die deutlich dem Biden-Lager zuzuordnen sind.
Nach Auskunft der zuständigen Behörde kann bis spätestens Freitagmorgen (MEZ) mit belastbaren Zwischenergebnissen gerechnet werden.
Donald Trumps Team reicht Klagen ein
In einer Rede am späten Abend beklagte Trump erneut umfassenden Betrug, griff Wahlhelfer an und sprach von „Horrorgeschichten“ über Verstöße speziell bei der Briefwahl. „Sie wollen die Wahl stehlen.“ Belege dafür lieferte er dabei nicht. Die Wahlbeobachter der OSZE haben in den USA weder am Wahltag noch bei der Briefwahl Unregelmäßigkeiten festgestellt. Sein Wahlkampfteam reichte in Michigan, Pennsylvania, Nevada und Georgia Klagen ein. Diese Klagen wurden von Richtern in den jeweiligen Staaten abgewiesen.
In Wisconsin wird wohl nachgezählt
Joe Biden hat den Bundesstaat laut Prognosen denkbar knapp für sich entschieden. Da der Vorsprung weniger als einen Prozentpunkt beträgt, kann eine Neuauszählung beantragt werden. Trumps Team kündigte an, dies tun zu wollen. Vor vier Jahren hatte Trump Wisconsin im Mittleren Westen gewonnen.
Demonstrationen für Donald Trump
Auf den Straßen solidarisierten sich Dutzende Demonstranten mit Trump. „Stoppt die Auszählung!“ und „Stoppt die Abstimmung!“, riefen seine Anhänger in Detroit in Michigan. Die Polizei hielt sie davon ab, in einem Gebäude in einen Bereich vorzudringen, wo Stimmen ausgezählt wurden. Auch in Phoenix, Arizona, waren wütende Protestierende zu sehen, sie skandierten: „Stoppt den Diebstahl!“ (Stop the Steal)
Auf den Straßen solidarisierten sich Dutzende Demonstranten mit Trump.
(Foto: dpa)
Es gab aber auch Proteste von der anderen politischen Seite: In New York City und Seattle etwa gingen Tausende Menschen auf die Straße, um die Auszählung aller abgegebenen Stimmen zu fordern.
Facebook hat Gruppe „Stop the Steal“ verboten
Facebook hat eine große Gruppe, deren Mitglieder nach der US-Wahl zu einem Auszählungsstopp aufgerufen haben. „In Übereinstimmung mit den außergewöhnlichen Maßnahmen, die wir in dieser Zeit erhöhter Spannung ergreifen, haben wir die Gruppe „Stop the Steal“ entfernt“, teilte Facebook am Donnerstag mit. „Die Gruppe war um die Delegitimierung des Wahlprozesses herum organisiert und wir sahen besorgniserregende Aufrufe zu Gewalt von einigen Mitgliedern der Gruppe.“ Am Donnerstag entfernte Facebook ebenfalls das Schlagwort #stopthesteal.
Mit Material von AP und dpa