Die jüngste Entwicklung verdeutlicht, wie schnell die Stimmung am Markt drehen kann. Noch am Donnerstag schien bei Kursen oberhalb der Marke von 14.000 Punkten das bisherige Rekordhoch von 14.169 Zählern in Reichweite zu sein.
Zur Einordnung: Seit dem Rekordhoch von Anfang Februar bei 14.169 Punkten ist die Frankfurter Benchmark in der Spitze um 3,7 Prozent abgerutscht. Damit ist das Ausmaß der Korrektur bislang als eher gering zu werten. Erst ab einem Minus von 20 Prozent spricht man von einer Baisse.
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Das Korrekturtief wurde am Dienstag dieser Woche erreicht, als der Dax innerhalb von zwei Stunden auf 13.664 Zähler abrutschte, aber anschließend wieder deutlich stieg. Angesichts der schnellen Entwicklung konnten nur wenige Investoren die Chance zum Einstieg nutzen. Folglich stehen immer noch viele Investoren an der Seitenlinie und wollen kaufen.
Das Szenario, das derzeit am deutschen Aktienmarkt läuft, hat Verhaltensökonom Joachim Goldberg laut der aktuellen Umfrage der Börse Frankfurt unter Privatanlegern und Anlageprofis am Mittwochabend bereits vorgezeichnet: Sollten die Kurse nachgeben, dürfte es vorerst erneut deutlich nach unten gehen, weil es erst im Bereich zwischen 13.700 und 13.650 Punkten wieder eine hohe Kaufbereitschaft gibt. Ergo: Diese Investoren wittern nun ihre zweite Chance. Der Handelsauftakt am Freitag – erst das Tagestief, dann wieder steigende Kurse – entspricht exakt diesem Szenario.
Bislang keine Indizien für eine Baisse
Fraglich ist jedoch, ob diese Kaufbereitschaft ausreicht, damit der deutsche Leitindex nicht doch weiter abrutscht. Falls dem so wäre, könnte das aktuelle Niveau möglicherweise als Schnäppchenkurs gedeutet werden. Sollte der deutsche Leitindex diese Marke aber nicht halten können, dürfte die Korrektur wohl länger andauern.
Indizien für eine regelrechte Baisse gibt es derzeit noch nicht. Für Nervosität an den Märkten sorgt aber vor allem der ungebremste Anstieg der US-Renditen. Der Wert für eine zehnjährige US-Staatsanleihe kletterte zwischenzeitlich auf 1,614 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Februar 2020. Damit ist die Rendite zumindest kurzfristig über die Hürde von 1,5 Prozent geklettert – diese Marke war in den vergangenen zehn Jahren vier Mal ein Wendepunkt.
Vor allem die Geschwindigkeit des Anstiegs überrascht und verunsichert die Investoren. Allein am Donnerstag stieg die Rendite um 0,2 Prozentpunkte. Das klingt nicht nach viel, ist aber für US-Staatsanleihen eine extreme Bewegung innerhalb so kurzer Zeit. Ende November lag sie noch bei 0,84 Prozent. Am Freitag beruhigte sich die Lage etwas, die Rendite notiert aktuell bei 1,47 Prozent
Ein nachhaltiger Ausverkauf bei US-Staatsanleihen würde auch den Aktienmarkt insgesamt mit nach unten ziehen. Bislang sind von dem Renditeanstieg nur die wachstumsstarken Technologieaktien betroffen.
Klassische Gewinnmitnahmen
Was erfreulich ist: Der Ausverkauf der Technologiewerte in den USA setzt sich am deutschen Aktienmarkt nicht fort. Der TecDax liegt in einem insgesamt eher schwachen Marktumfeld nur 0,6 Prozent im Minus.
Verkauft werden vor allem Werte, die in der Vergangenheit deutliche Kurssteigerungen erzielen konnten, also klassische Gewinnmitnahmen. Im MDax führen beispielsweise Hellofresh und Aixtron die Verliererliste mit einem Minus von mehr als drei Prozent an.
Das darf Anleger nicht überraschen, weil der Aktienkurs des Chipanlagenbauers in den vergangenen drei Monaten um mehr als 75 Prozent geklettert ist, beim Kochboxen-Versender belief sich das Plus in diesem Zeitraum auf mehr als 42 Prozent.
Blick auf Einzelwerte
Deutsche Telekom: Der Dax-Konzern meldet für das Jahr 2020 einen Rekordumsatz von 101 Milliarden Euro. Die Dividende wird jedoch nicht erhöht – und die Schulden sind stark gestiegen. Die Telekom-Aktie steigt um 0,5 Prozent.
BASF: Nach einem deutlichen Gewinnrückgang im vergangenen Jahr will der Chemiekonzern 2021 wieder deutlich zulegen. Der Umsatz soll auf 61 bis 64 Milliarden Euro steigen und der bereinigte operative Gewinn (Ebit) auf 4,1 bis 5,0 Milliarden. Die Weltwirtschaft dürfte sich von dem starken Einbruch im Zuge der Corona-Pandemie erholen. Die Unsicherheit bleibe aber „außergewöhnlich hoch“. Das Papier verliert 0,6 Prozent.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Die hart umkämpfte Schlüsselzone bei 13.800 Punkten wurde bereits mit dem Dax-Schlusskurs am gestrigen Donnerstag aufgegeben. Nun rückt die bedeutende Marke von 13.500 Zählern in den Fokus. Diese bildete im vergangenen Jahr monatelang einen Widerstand, der erst im Dezember überwunden werden konnte. Deswegen ist aus dem Widerstand eine Unterstützung geworden.
Der Leitindex hat diese Unterstützung in diesem Jahr nur einmal zum Handelsschluss unterschritten. Sollte der Dax zum Handelsende erneut unter diese Marke fallen, wäre das ein deutliches Indiz dafür, dass die laufende Korrektur seit dem Rekordhoch vom 8. Februar länger dauern dürfte.
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